Camera Obscura – die erste Fotografie der Welt

Die erste Fotografie von Joseph Niécephore Niépce von 1918

Die Geschichte der Fotografie beginnt mit einem unscheinbaren Experiment im Jahr 1816. Der französische Erfinder Joseph Nicéphore Niépce befestigte ein mit Silberchlorid beschichtetes Papier auf der Rückseite seiner Camera Obscura – einer „dunklen Kammer“ mit einer winzigen Öffnung, die das Licht auf eine Fläche projiziert. Er richtete die kleine Holzkamera auf den Ausblick aus seinem Arbeitszimmer in Saint-Loup-de-Varennes.

Nach mehreren Tagen Belichtung erschien tatsächlich ein Bild: die Umrisse eines Hauses, Dächer und Bäume, wenn auch auf dem Kopf stehend und in negativem Kontrast. Es war die erste Fotografie der Welt. Doch die Freude währte nicht lange. Da Niépce noch kein Verfahren zur Fixierung entwickelt hatte, schwärzte sich das Fotopapier bei weiterem Lichteinfall, bis das Bild schließlich verschwand. Er nannte dieses Verfahren „Retina“, in Anlehnung an die Netzhaut des menschlichen Auges.

Einige Jahre später gelang Niépce mit dem sogenannten Naturasphalt (Bitume de Judée) der Durchbruch: Auf einer mit Asphalt beschichteten Zinnplatte entstand 1826 oder 1827 das erste dauerhaft erhaltene Foto, die berühmte Aufnahme Blick aus dem Arbeitszimmer in Le Gras. Dieses Bild gilt als Meilenstein der Geschichte der Fotografie. Mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel Auf den Spuren von Joseph Nicéphore Niépce.

Vom historischen Experiment zu zeitgenössischer Kunst

Die Camera Obscura hat seitdem nichts von ihrer Faszination verloren. In unserem Projekt The 7th Day knüpfen wir an Niépces Erbe an. Mit einfachen Lochkameras und Langzeitbelichtung entstehen Bilder, die – ähnlich wie bei den frühen Fotoversuchen – den Faktor Zeit sichtbar machen. Unbewegliche Objekte erscheinen klar, während Sonne, Wolken oder Menschen nur als Spuren oder schemenhafte Schatten festgehalten werden.

So zeigt sich: Die erste Fotografie der Welt war nicht nur der Beginn einer technischen Revolution, sondern auch ein künstlerisches Statement über Vergänglichkeit und Wahrnehmung.