Auf den Spuren von Joseph Nicéphore Niépce

La-maison-de-Nicéphore-Niépce-de-Saint-Loup-de-Varennes Przemek Zajfert

Joseph Nicéphore Niépce – * 7. März 1765 in Chalon-sur-Saône, Frankreich; † 5. Juli 1833 in Saint-Loup-de-Varennes.

Joseph Nicéphore Niépce

Niépce, der eine Schwester und zwei Brüder hatte, war von 1789 bis 1811 Offizier in der französischen Armee; er verwaltete zwischen 1795 und 1801 den Distrikt Nizza, widmete sich dann mit seinem Bruder Claude Niépce in seiner Vaterstadt mechanischen und chemischen Arbeiten und ab 1815 der Lithografie. Ab dem Jahr 1816 beschäftigte sich Niépce mit der Herstellung von Bildern mit einer Camera Obscura.

“Die durch die Camera obscura aufgenommenen Bilder mit den Abstufungen der Töne von Schwarz bis Weiß durch die Wirkung des Lichtes von selbst zu reproduzieren”,

aus “Notice sur l’Héliographie, 1829

Zum Weiterstöbern: http://www.photobibliothek.ch/seite007ac.html

Für seine ersten Versuche positionierte er auf der Rückseite einer Camera Obscura Blätter aus Papier, die mit Silbersalzen beschichtet waren. Es war bekannt, dass Silbersalze (Silberchlorid) durch Lichteinwirkung dunkel werden. Im Mai 1816 produzierte er das erste Bild der Natur: ein Blick aus dem Fenster. Es war ein Negativ, jedoch war das Bild nicht haltbar. Nach dem Öffnen der Kamera ging der Belichtungsprozess weiter, das Bild schwärzte sich zunehmend und verschwand irgendwann vollständig. Niépce nannte dieses Verfahren „Retina“. Auf diesem Verfahren basiert die Aufnahmetechnik aus dem Projekt „THE 7th DAY“. Enttäuscht, dass es keine Möglichkeit gab, diese erste Fotografie haltbar zu machen, widmete sich Niépce anderen Verfahren.

Im März 1817, konzentrierte Niépce seine Aufmerksamkeit auf das Guajakharz. Dieses gelbe Harz, dem Tageslicht ausgesetzt, verändert seine Farbe grünlich. In Alkohol ist es zudem schwer löslich. Damit konnte man also im Prinzip dauerhafte Fotografien herstellen. Diese Eigenschaft des Harzes wird allerdings nur durch UV Licht hervorgerufen. Die Glaslinsen seiner Camera Obscura filterten dieses Licht aber weitgehend aus und das Guajakharz veränderte seine Eigenschaften in der Camera nicht. Fotografien waren mit seiner Camera Obscura nicht möglich, jedoch sind Kontaktkopien im direkten Sonnenlicht machbar.

Enttäuscht wendete sich Niépce anderen Substanzen zu, besonders dem Naturasphalt, oder auch bekannt als „ Bitume de Judée“. In Frankreich wurde das zähe, schwarzbraune Mineral damals in der Mine du Parc, einer Grube bei Seyssel, ungefähr 100 Kilometer von seinem Landsitz entfernt, gewonnen. Fein gepulverter Naturasphalt wird in Lavendelöl aufgelöst und auf Metallplatten (Kupfer, Weißblech), Stein oder Glas ganz dünn aufgetragen. Nach dem Trocknen auf einer heißen Eisenplatte kann man das beschichtete Material belichten. Die Belichtungszeit für Kontaktabzüge beträgt mit Sonnenlicht mehrere Stunden. In einer Camera Obscura dauert die Belichtung mehrere Tage. Je nach Lichtmenge härtet der Asphalt unterschiedlich stark aus. Nach dem Belichten kann man die weicher gebliebenen Stellen (an die weniger Licht gelangte) mit einem Gemisch aus Lavendelöl und Weissöl auswaschen. In seinen “Notice sur l’Héliographie” beschreibt er sein Verfahren ausführlich.

Przemek Zajfert  und Martin Hein (alle Farbfotos in diesem Beitrag stammen von ihm), März 2015.

Saint-Loup-de-Varennes-letzte Ruhestätte von Joseph Nicéphore Niépce
Saint-Loup-de-Varennes-letzte Ruhestätte von Joseph Nicéphore Niépce

Schreibe einen Kommentar