Eine Widmung an die erste, nicht fixierte Fotografie von Joseph Nicéphore Niépce aus dem Jahr 1816

Im Mai 1816 befestigte Joseph Nicéphore Niépce ein mit Silbernitrat beschichtetes Papier auf die Rückseite einer Camera Obscura und positionierte diese an das Fenster seines Arbeitszimmers. Er gab diesem Experiment dem Namen „Retina“. Nach mehreren Belichtungstagen öffnete er die Kamera und holte das Stück Papier heraus. An Stellen mit höherem Lichteinfall verdunkelte sich das Silbernitrat stärker. Es entstand eine Fotografie im Negativ, bei dem ein verkleinertes und auf dem Kopf stehendes Abbild von dem was sich vor dem Fenster befand, zu sehen war. Zu seinem Bedauern musste Niépce mit ansehen wie das Negativ allmählich verschwand, da beim öffnen der Kamera die Lichteinwirkung zu groß wurde und das Silbernitrat nachdunkelte. Seine Enttäuschung musste groß gewesen sein, denn er hielt die erste Fotografie der Welt in den Händen und fand keine Möglichkeit diese zu fixieren. Die Zeit wurde für Ihn unweigerlich zu einem greifbaren Element, geprägt durch Langsamkeit und Vergänglichkeit.
Das Projekt –The 7th Day- ist dieser ersten, nicht fixierten Fotografie von Niépce gewidmet. Ausgestattet mit einer Lochkamera (Fotoapparat), nehmen sich die Teilnehmer des Projekts Zeit um etwas zu erschaffen, das dem Zufall unterliegt. Am siebten Tag der Belichtungszeit entsteht beim Öffnen der Camera ein magischer Moment, welchen auch Niépce im Mai 1816 verspürt haben muss. Man hält eine Fotografie in den Händen, bei dem unbewegtes deutlich und bewegtes nur flüchtig und undeutlich erkennbar ist. Im Gegensatz zu Niépce haben wir heute jedoch die Möglichkeit die Negative mit Hilfe der modernen Technik zu fixieren. Sie schicken uns diese zu, wir scannen sie ein und konvertiere sie ins positiv. Beim Scannen wird das Negativ durch den fortlaufenden Lichtbalken zerstört, jedoch auch digitalisiert und gespeichert. Anschließend werden die Bilder in das Archiv geladen. Dieses zählt seit 2012 bislang mehrere tausend Bilder von Orten und Teilnehmern aus aller Welt. Somit schlüpft jeder Teilnehmer in die Rolle des Autors und kann anhand seiner Bilder die Geschichte des Projekts ein Stück weit mitgestalten.

Wir freue uns über jeden weiteren Autor des Projekts!